28 Mai 2006

Final Fantasy

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle etwas auf Murakami eingehen, doch dann habe ich heute morgen beim aufräumen zufällig ein anderes Stück Japan in die Hände bekommen. In der hintersten Ecke unter meinem Schreibtisch fand ich eine CD des Playstationspiels "Final Fantasy IX". Da hätte ich auch früher drauf kommen können. Final Fantasy. Seit den 1980er Jahren eine der innovativsten, erfolgreichsten und nicht zuletzt "japanischsten" Videospielreihen der Welt. 1987 wagte der kurz vor dem Konkurs stehende japanische Spielehersteller "Square" mit der Herstellung eines "Fantasy" Spiels seinen "finalen" Schlag zur Rettung des Unternehmens. Heraus kam "Final Fantasy I", der Grundstein von bisher 12 Spielen der "Final Fantasy" Reihe.
Obwohl sich die 12 Spiele auf den ersten Blick maßgeblich voneinander unterscheiden, liegt allen ein ähnliches Gerüst zugrunde. Meist wird ein unscheinbarer, minderjähriger Protagonist durch äußere Einwirkungen wie Unwetter oder Krieg aus seinem idyllischen Umfeld gerissen und somit "gezwungen" eine Reise anzutreten. Auf dieser Reise trifft er (oder auch sie) bald Mitstreiter, die ihm seine Bestimmung offenbaren. So entpuppt sich der anfänglich unscheinbare junge Mann dann bald als auserwählter Held, als einziger, der die Katastrophe, die Gefahr abwenden kann und die Geschichte nimmt epische Ausmaße an. Man wandert dann durch eine fantastische Welt, (in jedem Teil eine andere, mal am europäischen Mittelalter, mal an Science-Fiction orientiert) und bekämpft in einer immer größeren Gruppe von Mitstreitern "das Böse" in verschiedensten Formen. Die Mitstreiter sowie der vom Spieler gesteuerte Protagonist haben alle unterschiedliche, sich gegenseitig ergänzende Fertigkeiten; in jeder Gruppe findet sich beispielsweise ein "Magier", der Feuerbälle und dergleichen schleudern kann, ein "Heiler", der für den Gesundheitszustand der Gruppe zuständig ist, ein "Krieger", der viel Schaden austeilen und einstecken kann usw. Aber was ist daran jetzt typisch japanisch? So genau kann ich das gar nicht sagen. Die Figuren haben keine japanischen Namen und sehen nichteinmal großartig asiatisch aus. Aber neben typisch japanischen Katastrophendarstellungen herrscht in den Spielen eine irgendwie nicht greifbare "andere" Atmosphäre. Genauer kann ich das leider auch nicht beschreiben. Da hilft nur selber spielen.

22 Mai 2006

Puroresu

Wie so vieles (oder alles?) unterscheidet sich natürlich auch das japanische Pro-Wrestling vom hier bekannteren (und in sehr kleinen Ligen praktizierten) amerikanischen Wrestling à la WWF oder WCW. Beim so genannten "Puroresu" (Purofesshonaru Resuringu = "japanisches Pro-Wrestling") fällt zunächst auf, dass die meisten Athleten unter ihrem echten Namen auftreten und nur vereinzelt Gimmicks verwenden, die sich dann meistens auf eine Make und einen tierähnlichen Namen beschränken. So gibt es im japanischen Wrestling keinen verrückten Clown, keine Wikinger und auch keinen bösartigen Totengräber. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Storylines und Fehden aus, die zum Wrestling nun einmal dazugehören. Japanische Wrestler bekriegen sich nicht nach dem "ich bin "gut" und du bist "böse" Prinzip", sondern kämpfen um Stolz und Ehre.
Der Hauptunterschied zwischen dem Japanischen und dem klassischen Amerikanischen Wrestling ist nun der Kampfstil. Während man in Amerika hauptsächlich Parallelen zum R
ingen feststellen kann, herrscht in Japan ein deutlich härterer Stil vor. Die Wrestler agieren zum einen akrobatischer und halsbrecherischer im Ring, zum anderen ist die Art der Matches oftmals von großer Brutalität geprägt. In so genannten "No Rope Barbed Wire Deathmatches" werden beispielsweise die Ringseile komplett durch Stacheldraht ersetzt, in anderen Matcharten gewinnt derjenige, der seinen Gegner auf einen mit Glasscherben, Nägeln und Stacheldraht gespickten Tisch wirft. Trotzdem ist das Wrestling in Japan eine der beliebtesten Sportarten, es gibt täglich Fernsehübertragungen und Großveranstaltungen füllen riesige Hallen.
Seit Mitte/Ende der 1990er Jahre erfreut sich das Puroresu auch im sonst eher "harmlosen" amerikanischen Wrestling zunehmender Beliebtheit. Im Zuge des Kampfes um Einschaltquoten der beiden größten amerikanischen Wrestling Promotions WWF und WCW, war es die WCW, die 1996 (wahrscheinlich auch als eine Art ernsthafte Antwort auf WWFs Yokozuna) zum ersten Mal japanische Wrestler nach Amerika brachte, die jedoch nicht in übermäßig brutalen Matches gegeneinander antraten.


Quellen:
http://www.Moonsault.de
http://www.Genickbruch.com
http://www.WWE.com
http://www.asianfeast.org/speciali/puroresu.htm

17 Mai 2006

...

Seit ich dieses Weblog schreibe werde ich bei der kleinsten Erwähnung von Wörtern die etwas mit "Japan" zu tun haben könnten sofort hellhörig. So auch gestern Abend beim fernsehen. Als ich zufällig auf RTL Explosiv gezappt habe, beendete die Moderatorin gerade mit den Worten "...der erfindungsreichen Dauerlächler aus dem Land der aufgehenden Sonne" ihre Anmoderation. (An sich schon eine total beknackte Formulierung) Was folgte war ein Bericht über eine, in den Augen vernünftiger Mitteleuropäer vollkommen schwachsinnige, japanische Fernsehsendung. In der Sendung ging es darum, dass Eltern ihre schreienden Babys durch gurgeln einer Flüssigkeit zur Ruhe bringen mussten. Dabei war es wichtig durch das Gurgeln eine ganz bestimmten Frequenz zu erzeugen, die auf das Baby dann eine beruhigende Wirkung hat. Die sowieso schon hektischen und lauten Szenen waren obendrein noch mit den kommentaren eines japanischen Moderators sowie bunt leuchtenden Schriftzügen unterlegt.
"Schon irgendwie blödsinnig, diese Japaner" denkt man dann natürlich, und in dieses Licht wurde das ganze auch in der Explosiv-"Berichterstattung" gerückt. Wenn man dann aber den nächsten Beitrag abwartet, und zum x-ten mal "knallharte" Berichte sieht, über dicke Frauen, die sich in zu enge Badeanzüge zwängen, um die Ehrlichkeit der Bademodenverkäuferin zu testen, oder über "Journalisten", die vor Hauptschulen herumlungern um mittels Metermaß zu ermitteln welches 16-Jährige Mädchen den kürzesten Minirock trägt, erübrigt sich die Frage nach Niveauunterschieden.

15 Mai 2006

Yokozuna

Nach Takeo Ischi nun zu einem weiteren „Japaner“, der Mitte der 90er Jahre seinen Eindruck auf wohl jeden jungen Mann meines Alters hinterlassen haben dürfte. Die Rede ist von Yokozuna, dem zweifachen World Heavyweight Champion der World Wrestling Federation. Das Prinzip hinter Yokozuna (eigentlich der höchste Rang beim Sumoringen) war einfach. Man (in diesem Fall Vince McMahon) nehme einen übergewichtigen Hawaiianer, stecke ihn in ein Sumo-Outfit und stelle ihm einen Fahne-Schwingenden, Salz-Werfenden, fiesen und unfairen "Japaner" (ebenfalls aus Haiti) namens „Mr. Fuji“ als „Manager“ zur Seite. Schon hatte man einen Oberbösewicht samt Zubehör mit dessen Hilfe man die tollen „All-American“ Wrestler richtig gut aussehen lassen konnte. Ein besonders gutes Beispiel sind hier die Vorkommnisse bei Wrestlemania IX. (Das erstaunliche ist, dass ich das alles noch im Kopf habe und nicht einmal im Internet nachschlagen muss.) Der erste „Main-Event“ an diesem Abend lautete Bret „The Hitman“ Hart (c) gegen eben Yokozuna um den begehrten World Heavyweight Titel. Nach dem bejubelten Einmarsch von Bret Hart kam Yokozuna samt dem Japan Flagge schwingenden Mr.Fuji zu bedrohlich wirkender Asiatischer Musik zum Ring. Nach einem „Sumo-Ritual“ (Reis in die Ringecken werfen oder so was) und kurzem posieren seitens der Japaner ging es dann auch los. Da man sich sicher gut vorstellen kann, dass ein übergewichtiger Haitianer nicht unbedingt ein guter Wrestler ist, war der Verlauf des Matches langweilig und uninteressant. Das eigentliche Drama spielte sich am Schluss des Kampfes ab. Bret Hart hatte die Sensation vollbracht und den dicken „Japaner“ in seinen absoluten Aufgabegriff, den „Sharpshooter“ verwurstelt, als Mr. Fuji plötzlich näher zum Ring kam und Hart eine Ladung Salz in die Augen warf, was ihn natürlich total verwirrte und von seinem „Finishing Move“ abbrachte. Yokozuna nutzte die Gunst der Stunde - „Banzai Splash“ - Pinfall - Yokozuna neuer Champion. Das Publikum war außer sich und die bösen Japaner schwenkten fröhlich ihre Fahne und feierten den Sieg.
Doch da die Japaner nun einmal „böse“ waren und Bret Hart „gut“ kam es nun, wie es in der World Wrestling Federation der 90er Jahre einfach kommen musste: die Musik von Hulk Hogan ertönte und der amerikanischste aller amerikanischen Wrestler stürmte in den Ring. Nach kurzem Wortgefecht war auch gleich das Rematch an Ort und Stelle vereinbart, das nun folgendermaßen ablief. Hulk Hogan haut Yokozuna um, Mr. Fuji kommt und will Hogan auch Salz in die Augen werfen, der "Hulkster" duckt sich und Fuji trifft Yokozuna. Hogan haut Yokozuna nochmal um - Legdrop - Pinfall, Hulk Hogan ist der neue Champion. Alle Jubeln, Amerika hat gewonnen.

Yokozuna ist mittlerweile leider verstorben, und „Puroresu“ das traditionelle japanische Wrestling hat sich in Amerika etabliert. Dazu mehr im nächsten Eintrag.

Quellen:

07 Mai 2006

Takeo

Um meinem Japan ein Stück näherzukommen, gehe ich in diesem Post näher auf Takeo Ischi ein. Seine Biographie ist sehr interessant und passt hervorragend zum Thema.

Takeo Ishi (erst in den 80er Jahren zu Ischi "eingedeutscht") wurde am 3. März 1974 in Tokio geboren. Von den Jodlern in deutschen Alpenfilmen fasziniert, beginnt er bereits als Teenager Schallplatten mit alpenländischer Musik zu analysieren und bringt sich so, langsam aber sicher, selbst das Jodeln bei.
Im Jahre 1968 erfährt Takeo Ischi dann beim kaufen neuer Jodelmusik in einem Plattenladen vom tokioter Jodel-Club, den "Alpen Jodler Kameraden", bei denen er kurzerhand zum Mitglied wird.
Durch Kontakte des Clubs tritt er 1973 seine erste, lang erwartete, Europareise an; den Höhepunkt der Reise stellt die Einladung der Jodel-Koriphäe Franzl Lang dar, der Ischi für einige Zeit unter seine Fittiche nimmt und ihm weitere Jodel-Tipps gibt. Davon beflügelt entschließt sich Takeo Ischi dazu, nicht nach Japan zurückzukehren und lässt sich in Zürich nieder, wo er jeden Tag mit seinem Akkordeon in einem Bierlokal auftritt und als jodelnder Japaner recht bald die Aufmerksamkeit von Musikproduzenten, Funk und Fernsehen auf sich zieht. Nach einigen Fernseh- und Radioauftritten erfährt der mittlerweile zum schweizer Berufsjodler avancierte Ischi 1981 seinen endgültigen Durchbruch: Die Volksmusik-Ikone Maria Hellwig entdeckt ihn und lädt ihn in ihr Wirtshaus "Kuhstall" in Reit im Winkl ein, wo er durch Fernsehaufzeichnungen in ganz Deutschland bekannt wird und neben zahlreicher Tourneen durch Europa, Amerika und Asien auch heute noch auftritt.

Der gelernte Maschinenbauer hat sich mittlerweile ganz in Deutschland niedergelassen: er lebt zusammen mit seiner Frau (der Köchin vom "Kuhstall") und seinem Sohn in einem Haus in Reit im Winkl, seine alte Heimat Tokio besucht der "urbayerische Japaner" nur einmal in drei Jahren.

Mit Liedern wie "Sukiyaki (japanischer Eintopf) mit Knödeln und Kraut" zeigt Ischi jedoch, dass er seine Herkunft nicht ganz vergessen hat.

Quellen: