15 Mai 2006

Yokozuna

Nach Takeo Ischi nun zu einem weiteren „Japaner“, der Mitte der 90er Jahre seinen Eindruck auf wohl jeden jungen Mann meines Alters hinterlassen haben dürfte. Die Rede ist von Yokozuna, dem zweifachen World Heavyweight Champion der World Wrestling Federation. Das Prinzip hinter Yokozuna (eigentlich der höchste Rang beim Sumoringen) war einfach. Man (in diesem Fall Vince McMahon) nehme einen übergewichtigen Hawaiianer, stecke ihn in ein Sumo-Outfit und stelle ihm einen Fahne-Schwingenden, Salz-Werfenden, fiesen und unfairen "Japaner" (ebenfalls aus Haiti) namens „Mr. Fuji“ als „Manager“ zur Seite. Schon hatte man einen Oberbösewicht samt Zubehör mit dessen Hilfe man die tollen „All-American“ Wrestler richtig gut aussehen lassen konnte. Ein besonders gutes Beispiel sind hier die Vorkommnisse bei Wrestlemania IX. (Das erstaunliche ist, dass ich das alles noch im Kopf habe und nicht einmal im Internet nachschlagen muss.) Der erste „Main-Event“ an diesem Abend lautete Bret „The Hitman“ Hart (c) gegen eben Yokozuna um den begehrten World Heavyweight Titel. Nach dem bejubelten Einmarsch von Bret Hart kam Yokozuna samt dem Japan Flagge schwingenden Mr.Fuji zu bedrohlich wirkender Asiatischer Musik zum Ring. Nach einem „Sumo-Ritual“ (Reis in die Ringecken werfen oder so was) und kurzem posieren seitens der Japaner ging es dann auch los. Da man sich sicher gut vorstellen kann, dass ein übergewichtiger Haitianer nicht unbedingt ein guter Wrestler ist, war der Verlauf des Matches langweilig und uninteressant. Das eigentliche Drama spielte sich am Schluss des Kampfes ab. Bret Hart hatte die Sensation vollbracht und den dicken „Japaner“ in seinen absoluten Aufgabegriff, den „Sharpshooter“ verwurstelt, als Mr. Fuji plötzlich näher zum Ring kam und Hart eine Ladung Salz in die Augen warf, was ihn natürlich total verwirrte und von seinem „Finishing Move“ abbrachte. Yokozuna nutzte die Gunst der Stunde - „Banzai Splash“ - Pinfall - Yokozuna neuer Champion. Das Publikum war außer sich und die bösen Japaner schwenkten fröhlich ihre Fahne und feierten den Sieg.
Doch da die Japaner nun einmal „böse“ waren und Bret Hart „gut“ kam es nun, wie es in der World Wrestling Federation der 90er Jahre einfach kommen musste: die Musik von Hulk Hogan ertönte und der amerikanischste aller amerikanischen Wrestler stürmte in den Ring. Nach kurzem Wortgefecht war auch gleich das Rematch an Ort und Stelle vereinbart, das nun folgendermaßen ablief. Hulk Hogan haut Yokozuna um, Mr. Fuji kommt und will Hogan auch Salz in die Augen werfen, der "Hulkster" duckt sich und Fuji trifft Yokozuna. Hogan haut Yokozuna nochmal um - Legdrop - Pinfall, Hulk Hogan ist der neue Champion. Alle Jubeln, Amerika hat gewonnen.

Yokozuna ist mittlerweile leider verstorben, und „Puroresu“ das traditionelle japanische Wrestling hat sich in Amerika etabliert. Dazu mehr im nächsten Eintrag.

Quellen: