30 Juni 2006

Live at Budokan

Beschäftigt man sich, so wie ich, seit vielen Jahren mit Hard Rock und Metal Musik, stößt man unweigerlich auf die Tatsache dass nahezu jede große oder kleinere Band des Genres ein "Live in Japan" Album auf dem Markt hat. Von Judas Priests "Unleashed in the East" über Blind Guardians "Tokio Tales" bis hin zu S.O.D.s, Michael Schenkers, Ozzy Osbournes... "Live at Budokan" womit wir schon beim nächsten "point of interest" wären. Budokan, irgendetwas besonderes muss diese übergroße "Mehrzweckhalle" (eigentlich drei Hallen übereinander, 1964 anlässslich der Olympiade erbaut) im Herzen Tokios doch haben, dass bis dato bestimmt über 20 Bands ihr "Live in Japan" Album nach ihr benannt haben. Klar, sie sind dort aufgetreten, aber für ein Live-Album (wenn auch "Live in Japan") einer Rockband könnte ich mir schon einige "coolere" Namen vorstellen (wie "Unleashed in the East" ja auch zeigt).
Ich glaube das einzige Besondere an diesen Hallen ist, abgesehen davon das sie achteckig sind, die Tatsache dass sie eben in Tokio/Japan stehen. Wo liegt jetzt aber die Begeisterung der zahlreichen (bleiben wir mal beim "Metal") Metal-Bands, die sie dazu veranlasst ihr Live-Album ausgerechnet in Tokio im Budokan aufzunehmen? "Bestimmt daran, dass die Stimmung der japanischen Fans besonders gut ist. Die drehen bei so einem Konzert bestimmt komplett durch."
Weit gefehlt. Schaut man sich die erst kürzlich erschienene Judas Priest Live-DVD "Rising in the East, Live in Budokan" an, wird man feststellen dass die japanischen Fans auch beim mitreissendsten Superhit relativ ruhig und gesittet im Auditorium stehen, dabei lautstark aber textsicher mitsingen und den Aufforderungen des Sängers Rob Halford aufs genaueste folgen. Einige weinen dabei noch vor Glück. Auch fällt auf dass zirka die Hälfte des Publikums stilgerecht in Metal-Shirts gekleidet ist, die andere Hälfte jedoch großteils Anzug und Krawatte trägt. Einige haben sogar gefüllte Einkaufstaschen dabei. Man hat den Eindruck dass hier das Konzert einer der größten Bands des 20. und 21. Jahrhunderts, das jeden vernünftigen Mitteleuropäer vor Respekt in die Knie zwingen würde, zum erquicklichen Freizeitspaß zwischen Arbeit, Einkauf und Feierabend wird. Aber irgendwas muss doch jetzt besonders sein? Am ehesten noch die Käuferzahl der Asiaten, die sowieso jedes vorhergehende Album begeistert gekauft haben und sich (zur "Belohnung") auf ein Budokan-Album mit besonderer Begeisterung stürzen dürfen. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.

Quellen:
http://www.digi-affiliate.com/japan/archives/000032.html
http://www.tef.or.jp/tb/index.php

20 Juni 2006

Philipp

Gerade fällt mir mein guter Freund und Schulkamerad Philipp ein, der momentan ein Jahr in Hongkong und Tokio verbringt. Die Postkarte, die er mir Anfang dieses Jahres geschrieben hat beinhaltet auch einen interessanten Satz über Japan. Ich werde nun im Folgenden den genauen Wortlaut wiedergeben:"Seit gut sechs Monaten bin ich nun schon in China unterwegs und wahrscheinlich aber schon recht bald zurück im schönen Baden. Die Chinesen sind die Italiener Asiens und die Japaner eher die Mittel- bis Nordeuropäer. Die Inder übernehmen eher die Funktion der Türken. Naja, wenn mal alles hier so einfach wäre." Der wird sich schon was dabei gedacht haben...

15 Juni 2006

Ghost Dog

In einem Versuch, mich doch einmal etwas "ernsthafterem" zuzuwenden, habe ich mir gestern Abend "Ghost Dog-Der Weg des Samurai" von Jim Jarmusch angeschaut. Ein schwarzer Auftragsmafiakiller der nach dem Kodex der Samurai lebt und handelt. Diesen Kodex entnimmt er einem Buch namens "Hagakure" (Hinter den Blättern). Das Buch enthält Lektionen und Geschichten die einem Samurai in allen lebenslagen behilflich sein sollen. So werden auch im Film vor jedem größeren Abschnitt Zitate aus dem Ehrenkodex der Samurai eingeblendet, und um ehrlich zu sein fand ich die meisten entweder kitschig oder dämlich. Aber ich bin ja auch kein Samurai. Eines dieser Zitate gefiel mir jedoch sehr; wahrscheinlich deshalb, weil ich selbst oft so denke. Es geht folgendermaßen: "Fürchte den Regen nicht: Man muss „die Lektion des Platzregens“ verstehen. Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt für alles." Wenn ich es mir recht überlege lässt sich dieser Auszug aus dem Kodex der Samurai schon beinahe auf das deutsche Sprichwort "Wo gehobelt wird, da fallen Späne" übertragen. Aber darüber kann man streiten. Am Ende des Films hab ich gemerkt, dass ich diesen Ehrenkodex der Samurai in seinem Grundwesen und seiner Gesamtheit sowieso nicht richtig verstehe. Da hätte der "Ghost Dog" nämlich besser daran getan seinen Kodex für eine Minute zu vergessen und wegzurennen.

14 Juni 2006

Gedanken zum Godzilla-Abend

Godzilla. Ein Japanisches Phänomen. Ein witziges Gummimonster kämpft gegen andere witzige Gummimonster. Und das mit durchaus ernsthaftem Hintergrund. Betrachtet man hierzulande Filmkritiken einschlägiger Godzilla-Filme (z.B. "Godzilla und die Urweltraupen") gibt es nur zwei Meinungen. Die einen finden die Filme/Godzilla charmant und (neudeutsch) "total kultig", die anderen lächerlich und überzogen. Die Wahrheit liegt jedoch meines erachtens, wie so oft, dazwischen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Produzenten der ersten Godzilla-Filme in den 1950er Jahren mit dem Anspruch ans Werk gegangen sind, den Grundstein für eine (zuminest in den Augen der Amerikaner und Europäer) kuriose Filmreihe mit zahlreichen Ablegern zu legen. Man wollte vielmehr, gerade unter dem Eindruck des Hiroshima-Traumas und der amerikanischen nuklear-Tests, einen innovativen sowie technisch herausragenden Film schaffen. Und das ist, wie der bis dato anhaltende "Erfolg" Godzillas zeigt, eigentlich ja auch gelungen. Nun war es aber so, dass die ursprünglich durchaus "ehrlich" und "ernst" gemeinten Godzilla-Filme für den amerikanischen wie europäischen Markt "zurechtgeschnitten" werden mussten. Wie man anhand der zahlreich vorgeführten Trailer deutlich sah, verschwand hierbei nahezu jegliche ernsthaftigkeit zugunsten des kuriosen. Natürlich waren die Godzilla-Filme auch schon von Haus aus kurios, wahrscheinlich allein schon deshalb weil eine derartige "Thematik" in unserem Kulturkreis noch unbekannt war. Dennoch taten aber die Aufmachung der Trailer, die Synchronisation und das umschneiden der Filme ihr übriges, Godzilla noch weiter ins Licht des Kuriosen, der Sensation zu rücken. Mit zunehmendem Erfolg der Filme, in Japan wie in Amerika oder Europa, begannen aber auch die japanischen Produzenten, sich von der Ursprünglichen Idee einer schlafenden Urgewalt die, durch Atomtests geweckt, eine nie dagewesene Bedrohung für die gesamte Zivilisation darstellt, abzuwenden und "turnten" Godzilla zum Beschützer Japans. Fortan stellte nicht mehr Godzilla die Bedrohung dar, sondern den "Volkshelden", der sein Land vor Ausländischen sowie Ausser- und Unterirdischen Gefahren beschützt.

05 Juni 2006

Zwischenbilanz

Wenn ich mir meine bisherigen Einträge durchlese, bin ich unzufrieden. Japan ist für mich bis jetzt also bunte Städte, ein Volksmusikant, zwei haiitianische Wrestler, lächerliche Fernsehsendungen, eine übertrieben brutale Sportart und ein Computerspiel. Klingt irgendwie nicht sehr ergiebig. Wenn ich aber andererseits über japanische Touristen in Deutschland oder Teezeremonien geschrieben hätte, wäre dabei sicherlich auch nicht viel mehr herausgekommen. Und über "tiefsinnigere" Themen, wie beispielsweise Murakamis Romane, zu schreiben, wäre nicht passend. Denn die haben mit "meinem Japan" (bis jetzt) wenig zu tun. Aber was nun? Ich glaube, ich mache am besten so weiter wie bisher, was wiederum diesen Eintrag überflüssig macht. Die Suche nach Japan ist nicht einfach.